Europa meets bicycle – Fahrradtour vom 22. bis 26. September 2010

Diesmal sind wir dem Thema Europa auf eine etwas andere Art und Weise begegnet – nämlich draußen in der Natur, mit dem Fahrrad. Wir, dass waren 4 Polinnen und 4 Deutsche, die sich gemeinsam dem Radfahren und dem Diskutieren verschrieben haben. Gestartet wurde in Frankfurt an der Oder/Słubice bei Sonnenschein und blauen Himmel und bis zum letzten Tag hielt das Wetter auch gut durch. Wir erklommen auf unserer Tour über Guben/Gubin, Bad Muskau/Łeknica nach Görlitz/Zgorzelec mehrere „5 Tausender“ (6, 11 und am letzten Tag sogar ein Berg mit 17% Steigung). Anders als die meisten Radtouristen, folgten wir nicht dem Flusslauf sondern sind seiner Stromrichtung entgegen gefahren – aber als Jeffer_innen kann man ja auch gut und gerne mal gegen den Strom schwimmen.

Aber natürlich ging es uns nicht nur um die sportliche Betätigung, wir wollten das Radfahren mit Seminarcharakter verbinden. Inhaltlich ging es dann vor allem um Stereotype und die deutsch-polnischen Beziehungen. Dabei diskutierten wir über unsere Vorstellungen über Deutschland und Polen, interviewten unterwegs Passant_innen zu ihrem Verhältnis zu ihren Nachbar_innen und sprachen mit einem Experten über das Zusammenwachsen von geteilten Städten.

Im Gespräch über unsere Vorstellungen und Stereotype, merkten wir recht schnell, dass es im Kopf zwar oft ein ähnliches Bild von der/dem typischen Polin/en oder der/dem typischen Deutschen gibt, diese Bilder aber selten mit der Realität in Einklang stehen: Auch unter unserer deutschen Delegation gab es nicht durchweg Biertrinker_innen, Blondschöpfe und Pünktlichkeitsfanatiker_innen. Geimeinsam stellten wir fest, dass Stereotype nicht nur der Vereinfachung dienen, sondern auch die Gefahr bergen, dass daraus Vorurteile und Diskriminierung entstehen können.

Bei den Interviews in der Grenzregion erfuhren die Teilnehmer_innen ganz unterschiedliche Sachen – da gab es Menschen die vom Grenztourismus leben, die typischen Grenztourist_innen, die nicht vorrangig zum kulturellen erleben, sondern zum einkaufen und tanken über die Grenze fahren, aber auch die Kinder, die zwischen Pol_innen und Deutschen gar keine Unterschiede sahen.

Für das Expertengespräch waren wir am vorletzten Tag zu Gast im Europahaus Görlitz, wo uns Herr Großmann Rede und Antwort stand. Er sprach über die Arbeit vom Europahaus und ihrem bisher größten Projekt – der Bewerbung von Görlitz/Zgorzelec für die Kulturhauptstadt Europas 2010 – die sie in der letzten Runde zwar verloren, aber durch neue Vernetzungen und Imagegewinn letztlich auch mit gewannen.

Außer einem kleinen Unfall am vorletzten Tag, sind auch alle heil in Görlitz/Zgorzelec angekommen und wir konnten die Tour mit ein bisschen Sightseeing ohne unsere Drahtesel abschließen.

Die Tour war ein Kooperationsprojekt mit der Turmvilla Bad Muskau und dem Fahrradclub Zgorzelec, gefördert vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk. Entstanden ist die Idee in Zusammenarbeit der JEF-Landesverbände Sachsen und Thüringen. Wiederholung ausdrücklich erwünscht.

Manja

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